Initiative Mauthausen - Aktiv Ziele Mauthausen Veranstaltungen Publikationen Ausstellungen KZ Loibl Süd KZ Loibl Nord Kontakte
KZ Loibl Nord
"Ausgrabungen am Loiblpaß"
-- Aspekte der Kärntner Nazi-Geschichte 1


Von Österreich/Kärnten kommend endet die Loiblpaßstraße mit ihren vielen engen Kurven am nordseitigen Tunnelportal. Dort befindet sich die österreichische Zollstation - seit der Unabhängigkeit Sloweniens allenfalls Grund für ein kurzzeitiges Anhalten, wenn die Autos der Touristen und Pendler nicht schnell genug durchgewunken werden.

Nach dem Zoll, das schwarze Loch des Tunnels vor Augen, wird niemand stehen bleiben, um seine Aufmerksamkeit auf die unscheinbaren Steintafeln zu richten, die rechts am Tunnelportal angebracht sind. Ehemalige KZ-Häftlinge aus Frankreich gedenken an dieser Stelle alljährlich (Jahrzehnte lang unbeachtet von der Öffentlichkeit) ihrer ermordeten Kameraden und ihrer Leiden im Loibl-KZ. Niemand wird an dieser Stelle aussteigen und seinen Fuß auf den schmalen Schotterweg setzen, der vom österreichschen Zollamt, vorbei an einem Holzablageplatz (ehemals der KZ-Appellplatz) und an verwachsenen Betonfundamenten (der früheren SS-Baracken), entlang eines fast zugewachsenen Grabens (wo sich die improvisierte Leichenverbrennungsstätte befand), zu einem einsamen Bauernhof führt (wo sich KZ-Aufseher, gelegentlich bei einer Jause, von ihrer Arbeit erholten). Auf der slowenischen Seite des Loiblpasses kann man nach der Tunneldurchfahrt, ca. eineinhalb Kilometer nach dem Passieren der Zollstation, ein eindrucksvolles Denkmal (auf der rechten Straßenseite) und (auf der linken Seite) das beschilderte Gelände des ehemaligen Loibl-KZ Süd sehen. Manche werden stehenbleiben und an das Grauen und an den Schrecken denken, den dieser Ort vor mehr als 50 Jahren verbreitet hat. Manche werden der Ermordeten und Toten gedenken, die unter dem Nazi-Terror ihr Leben lassen mußten. Aber niemand wird daran erinnert, daß der Loibl-Tunnel den Ort des NS-Verbrechens verdoppelt hat: Im Sommer 1943 bekam das zentrale Zwangsarbeits- und Vernichtungslager, das KZ Mauthausen, gleich z w e i neue Nebenlager hinzu. Die SS-Führung hatte einem Herzensanliegen des Kärntner Gauleiters Friedrich Rainer stattgegeben und sich zur Durchführung des Tunnelbaus entschlossen, um so auch rascher und einfacher die "historische europäische Mission" an der Adriaküste und am Balken erfüllen zu können. Am Loibl wurde zuerst das KZ auf der Südseite errichtet, einige Monate später dann das KZ auf der Nordseite.

Die in das KZ verschleppten Menschen hatten unter SS Aufsicht und angeleitet von Ziviltechnikern des beauftragten Generalunternehmens "Universale Hoch- und Tiefbau AG" den Tunnel von beiden Seiten her anzuschlagen und zu graben. Die Leiden der gequälten Menschen wurden von der Lager-SS, sadistischen Aufsehern und durch den Kärntner SS-Arzt Dr. Sigbert Ramsauer vermehrt, der Verletzten und Kranken die tödliche Injektionsspritze ins Herz verabreichte. Hernach wurden die Leichen unter freiem Himmel verbrannt. Ramsauer, den seine politische Karriere von der Heimwehr schon 1933 zur NSDAP und zur SS geführt hatte (SS-Mitgliedsnummer 301.007), konnte schon zuvor Erfahrungen als KZ-Arzt in Oranienburg und Dachau sammeln. Als "weltanschaulich gefestigter Nationalsozialist" (so die Beurteilung durch seine KZ-Dienststelle Mauthausen) erweist sich Ramsauer am Loibl als gefürchteter Killer im weißen Mantel. Der von ihm verfügte Rücktransport von nicht mehr arbeitsfähigen Häftlingen in das KZ Mauthausen galt ebenfalls als Weg in den sicheren Tod, waren doch schon die Neuankömmlinge vom SS-Kommandanten in Mauthausen mit den Worten empfangen worden: "Hier ist kein Arbeitslager, hier ist ein Vernichtungslager".
»